Rostropowicz: Wie ein Halt auf freier Strecke

Przemyslaw Rostropowicz: Wie ein Halt

VERGRIFFEN!

Przemyslaw Rostropowicz

Wie ein Halt auf freier Strecke

Gedichte polnisch/deutsch

Herausgegeben, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Anna Elysia Radke

Broschur, 96 Seiten

Umschlagmotiv: Doro Breger

ISBN: 978-3-934877-60-3

Preis: Euro 12,00

Gedichte als der Versuch, sich – wie Ikarus – aus einer Gefangenschaft zu befreien, sich zu emanzipieren von der Enge eines bis in die jüngste Vergangenheit hinein nach außen abgeschotteten Ostblocklandes, von der Provinzialität der schlesischen Heimat, von der erzwungenen Muttersprache. Worte, die ihm als Flügel dienen, und in denen sich das Lebensgefühl dieses jungen polnischen Autors ausdrückt, der seine deutschen Wurzeln nicht verleugnen kann, sich aber bewusst bekennt und eingerichtet hat in seinem Land. Seine Intention ist es, die Leser zum Aufhorchen und Innehalten aufzufordern, zur wachen Wahrnehmung ihrer vertrauten Umwelt und ihrer selbst. Dabei reicht sein Spektrum von behutsamer Sympathie bis zu Spott und Verachtung. Mit leisen Tönen und kleinen Gesten zeigt der Dichter die Welt, in der er lebt und versucht seine Aufgabe zu erfüllen: »auf dem Weg ist er/ wie der Horizont/ oder/ der Nebel/ der über die Wiesen zieht.« Worte, die es zu entdecken gilt, wie die Schönheiten der Natur.

Engel

irgendwo
in Konstadt
oder Breslau

noch hatte die Erde nicht
sich einverleibt diese Toten –

Moos wucherte
auf ungeharktem Boden
auf abgeschliffenen Steinen
erstarrt wie Schimmel dort
wo man deutsche1 Lettern abriss

Engel
ohne Flügel
schwiegen und warteten