Edition Zeno

Edition Zeno ist eine literarische Reihe im Manutius Verlag Heidelberg.
Sie enthält ausschließlich Erstveröffentlichungen zeitgenössischer Werke.
EditionZenoTheorie

Neben belletristischen Titeln bringt die Edition Zeno auch kulturwissenschaftliche und essayistische Arbeiten. Lieferbar sind: Steffen Dietzsch, Wandel der Welt sowie Gabi Rüth, Die Elemente und der Tod.

 

Die  
Autoren  
Ambrosi Carrion Steffen Dietzsch Dieter Rudolf Knoell Simone Katrin Paul Gabi Rüth
  Michael Rumpf Hamid Skif Ulrich Schödlbauer Thomas Weiß Ralf Willms
Die Klassiker

Hamid Skif: Exile der Frühe

Hamid Skif: Exile der FrüheHamid Skif

Exile der Frühe

Gedichte, französisch/deutsch

und "Briefe eines Abwesenden"

Aus dem Französischen von Andreas Münzner

Broschur, 112 Seiten

Umschlagillustration: Jürgen Wölbing

ISBN 10: 3-934877-46-X

ISBN 13: 978-3-934877-46-7

Preis: Euro 10,00

Hamid Skif, eigentlich Mohamed Benmebkhout (* 21. März 1951 in Oran; † 18. März 2011 in Hamburg, Deutschland) war ein algerischer Schriftsteller und Journalist, der seine Texte in französischer Sprache verfasste und im deutschen Exil lebte.
2005 erhielt er den Hilde-Domin-Preis für Literatur im Exil der Stadt Heidelberg für seinen Briefroman "Sehr geehrter Herr Präsident".

Leseprobe:
„Paris riecht nach Teer. Ich habe mich in dieser Stadt schon immer fremd gefühlt. Vielleicht, weil sie schön ist und man in ihr nie allein sein möchte? Ich trage meine Einsamkeit in mir und finde es schwierig, diesen oder jenen Ort dafür verantwortlich zu machen, dass er sie verstärkt. Hier ohrfeigt mich meine Einsamkeit an jeder Straßenecke.“ Klassische Worte des Exils, geschrieben von jedermann, dem es in diesem oder im abgelaufenen Jahrhundert widerfuhr. Hamid Skif ist ein Virtuose des Exils, mit den Motiven des Gehens und Bleibens, der auseinandergetragenen Lieben, des Neides, der Erbitterung und der Resignation aufs Engste vertraut. Warum einer sein Land verlässt, wie einer lernt, in Europa, umgeben von Freunden und Gönnern, von Fremden und Konkurrenten, im Unglück zu leben, ohne darüber unglücklich zu sein, das versteht sich unter 'Abwesenden' fast von selbst. Was alle voneinander wissen, ist dennoch schwer zu sagen. Vor allem bedarf es der Diskretion: der Name einer Stadt, die archetypische Geliebte, die Mutter, ein Denkmal, ein Strandmoment, eine Sihouette, - was alle in sich tragen, ist das, was jeder Einzelne in sich trägt – in sich und für sich. Die Gedichte und Briefe dieses Bandes leben aus diesem Stoff, sie beherrschen ihn und er beherrscht sie. Der Algerier Hamid Skif, für den diesjährigen Preis „Literatur des Exils“ der Stadt Heidelberg nominiert, arbeitete in seiner Heimat als Journalist, heute lebt er in Hamburg. Es ist ein Buch der Bitterkeiten, aber nicht der Bitternis: „Falls mich morgen die Nacht umhüllt / Falls das Ineinander von Blättern und Erde / mir ein Leben gibt / Werde ich hier oder anderswo weiterleben wie ein Weg / Ein Zweig / Eine Flasche / Die darauf wartet, dass das Glas sich leert / Damit sie ihm / erneut zu trinken geben kann.“ Es ist ein Buch der gelungenen, der überraschenden wie der vertrauten Wendungen, persönlich und anonym, ein Tribut an die Weltgesellschaft, ihr Drinnen und Draußen, das Draußen im Drinnen, das sanft mordende Exil der 'weichen', grenzenlosen Kommunikation und der 'harten', schneidenden Erfahrungen. Insofern enthalten die ersten Verse des Bandes die Position des Autors, der ein Übergang ist und nicht mehr: „Du hast gegeben / alles gegeben / Dir bleibt nichts mehr zu geben / außer deine gesprenkelten Hände / am Ende der Arme / Willst du sie auch noch geben? / Und dann, was gäbst du als nächstes?“

Schödlbauer: Das anthropologische Experiment

Schödlbauer: Das anthropologische ExperimentUlrich Schödlbauer

Das anthropologische Experiment

Erzählung

Broschur, 142 Seiten

Umschlagillustration: Jürgen Wölbing

ISBN 10: 3-934877-45-1

ISBN 13: 978-3-934877-45-0

Preis: Euro 10,00

Aus einem Gespräch mit dem Autor:
"Ich saß am Strand von Pisa, blickte auf den Strand und aufs Meer, das nach wenigen Metern in einem ungeheuren Sommernebel verschwand, rechterhand ragte ein verwittertes netzebewehrtes Schöpfrad über das Wasser, ausgerenkt, mit geborstenem Zapfen, und hörte mir die Geschichte eines DDR-Wissenschaftlers an, der im Süden noch einmal eine Anstellung gefunden hatte, bevor ihn ein plötzlicher Tod auf dem Operationstisch ereilte. Ich hatte ihn etwas gekannt oder zu kennen geglaubt, doch als ich seine um etliche Jahre jüngere Frau auf der Rückfahrt in die Stadt fragte, ob man ihn in Deutschland zu Recht oder Unrecht verdächtigt habe, ein Zuträger der Staatssicherheit gewesen zu sein, blickte sie geradeaus auf den Verkehr, legte den Kopf leicht auf die Seite und sagte, beinahe ohne Nachdruck: »Ich habe mit diesem Mann zwanzig Jahre zusammengelebt, aber ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich weiß es nicht.«

Während der Fahrt erzählte ich ihr die Geschichte der jungen Frau, die in Ost-Berlin verheiratet ist, in den Westen geht und dort studiert, in den Jubelszenen nach dem Fall der Mauer ihren Ex-Mann zu erkennen glaubt, sich erst sträubt, aber dann nach Berlin fährt, um ihn zu treffen. In der Nacht vor der Abfahrt schläft sie mit einem Mann, den sie gerade kennengelernt hat und mit dem sie ihr Leben teilen möchte. Sie fährt trotzdem. »Ich weiß noch nicht, wie die Geschichte ausgeht. Sie ist eine intelligente, emanzipierte Frau und sie gerät ins Niemandsland der Gefühle. Helfen Sie mir: welchen der beiden soll sie nehmen?« Und sie, leise: »Wenn sie klug ist, nimmt sie den Wessi.« »Sie ist klug. Aber sie ist auch integer.« »Ich sagte doch: »Wenn sie klug ist, nimmt sie den Wessi.« »Aber es geht nicht gut aus.« »Nein, es geht nicht gut aus.«

Was ›der Mensch‹ ist, entscheidet sich heute an Systemgrenzen, nicht in den existenziellen Situationen, die für frühere Generationen entscheidend waren. Genauer: es entscheidet sich dort, wo diese Grenzen kollabieren, um in den Individuen fortzubestehen. Das Geschlecht ist so ein Austragungsort imaginärer Schlachten, die das Leben der Einzelnen bestimmen. »Ich leide, ich bin eine Frau. Nein, ich leide, ich bin ein Mensch«, schreibt die Protagonistin. »Gestern war alles Aufbruch, die Grenze, gerade diese, vollkommen unsichtbar, von allen Seiten, woher der Drahtverhau?« Solche Sätze kommen von vielen, nicht nur an dieser Grenze, die experimentelle Situation hat sich aus den Aufbrüchen zurückgezogen in die Niederungen des persönlichen Unglücks, in denen sich das Glück dazusein aus der Ummantelung einer verordneten Praxis schält. Nein, es geht nicht ums Unglück, um nichts in der Welt. Worum es geht? Sie wissen es nicht, aber sie bekennen es mit großer Härte."

Knoell: Glassturm

Knoell: GlassturmDieter Rudolf Knoell

Glassturm

Aphorismen

Englische Broschur, 104 Seiten

Umschlagillustrationen (innen): Jürgen Wölbing

ISBN 10: 3-934877-39-7

ISBN 13: 978-3-934877-39-9

Preis: Euro 15,00

»Die Diskussion ist eine hervorragende Methode, andere von der Richtigkeit ihrer Meinung zu überzeugen.« Aphorismen wie dieser sind zugleich Maximen. Der sie formuliert, weiß, wie sie wirken und möchte seine Leser darum nicht mutwillig behelligen. Was er schreibt, bleibt entre nous: gescheit, witzig, mit so viel Sarkasmus wie nötig, um das Genre vor dem Tiefsinn zu retten. Der Zeitgenosse flaniert nicht, er flüchtet vor dem Zerbrechlichen.

»Früher, heißt es, war alles viel besser. Sicher waren auch die Klagen darüber, daß alles schlechter geworden sei, früher viel besser.« –

Paul: Katalien

Paul: KatalienSimone Katrin Paul

Katalien

Gedichte

Englische Broschur, 90 Seiten

Umschlagillustrationen (innen): Jürgen Wölbing

ISBN 10: 3-934877-05-2

ISBN 13: 978-3-934877-05-4

Preis: Euro 15,00

»Die Domäne dieser Dichterin aber ist das Liebesgedicht. Hier gebietet sie über (fast) alle Register, selbst solche, von denen man geglaubt hatte, sie stünden nicht mehr zur Verfügung. Der gärende Gefühlsausdruck, das Herbe, Direkte, das maßlos Fordernde und Bittende, das Sich-verstrickt-Wissen, Sich-Fallenlassen und Losgelassensein, das In-sich-Ruhen und der plötzliche Aus- und Aufbruch: They're all here, mit Whitman zu reden, und die Kunst, sie zu sondern und zu verschlingen, geht über jeden Begriff. Denn so dicht, so unprätentiös, so geradezu die Verse daherkommen, so präzise sind sie gesetzt, so souverän erkunden sie die Züge des Spiels, das Leben heißt: Und wenn / das Leben nichts anderes spielt / als mit uns Schach auf schwarzweißen Brettern / deshalb das Weiße streichen / oder das Schwarze beschatten? Das sind nicht Gedichte, die den Markt und kaum ›den Leser‹ suchen. Sie sind so sehr Fülle, Not und Überfluss, dass man gewiss sein kann, dass die Leser sie suchen (und finden) werden.« - Nürnberger Zeitung v. 2.12.1995 über den Gedichtband Fischerkönig.